„Tristan und Isolde“ von Richard Wagner
ertrinken, versinken –
unbewußt – höchste Lust!
Das sind Isoldes letzte Worte in der Oper von Richard Wagner. Und ähnlich mag es jemandem gehen, der vor einer Schüssel dampfender Rindsuppe mit Fritatten und Leberknödeln sitzt. Und auch hier wären es die letzten Worte, bevor der Suppenlöffel die Geräuschkulisse übernimmt.
Vorspeise
Die Suppe führt derzeit ein Schattendasein. Einerseits „nur“ eine Vorspeise und – wenn gut gemacht – auch aufwändig dazu wird schon deshalb oft darauf verzichtet. Und in Restaurants des Jahres 2019 finden sich auf oft unglaublich umfangreichen Speisekarten nur wenige Suppen. Das kann auch daran liegen, dass Suppen nicht sehr „Instagramtauglich“ sind. Eine Suppe so zu fotografieren, dass sie tausende Follower erzeugt und hunderte Likes produziert ist nahezu unmöglich.
Beweis gefällig? Bitteschön!
Ich finde das sehr schade! Ich mag nämlich Suppen. Nicht erst jetzt als Erwachsener, schon als Kind mochte ich Suppe sehr. Meine Mama hat immer auch Suppe auf den Tisch gebracht. Es gab bei uns zu Hause immer drei Grundvarianten: „Packerl“, „Falsche“ und „Echte“ Rindsuppe.
Die Packerlsuppen waren die Klassiker meiner Generation: Fleischklößchen-Muschelsuppe, Champignoncremesuppe und Grießnockerlsuppe von Knorr. Aber die waren nur Wochentags ein Thema. Am Wochenende gabs immer Rindsuppe.
Die echte Rindsuppe war frisch gekocht mit Markknochen, Fleisch und Gemüse – das Fleisch gabs immer mit frischem Kren, Salz und Brot für meinen Papa und mich – die „falsche“ war mit Maggi-Würfeln schnell gemacht wenn keine Zeit war.
Dazu gabs Backerbsen und/oder Fadennudeln, am Wochenende oft Grießnockerl oder Leberknödel und/oder Fritatten.
Die Leberknödeln meiner Mama sind eines der Dinge, die ich für immer vermissen werde und erst vor kurzem habe ich sie erstmals selber gemacht.
Sie waren sehr gut, aber die von meiner Mama waren besser!
Würdige Nachfolge
Ich kann daher meine Suppenliebe auf meine Mama zurückführen. Seit ich selbst koche, sind auch immer Suppen dabei, sogar das erste Gericht, das ich im Alter von 12 Jahren selbst gekocht habe, war eine Suppe. Eine französische Zwiebelsuppe, die furchtbar schief gegangen ist. Dieser Fehlschlag hat mich aber nicht vom Kochen abgebracht, wie man hier ja sehen kann…
Unterstützt werde ich dabei von meiner Elisabeth, die nicht nur gerne selber Suppen isst, sondern auch eine sensationelle Hühnersuppe macht.
Die bekomme ich immer, wenn ich kränklich bin und männertypisch schwer an Schnupfen und Husten leide. Alleine schon der Duft der kochenden Suppe lindert schon die Symptome.
Ich bin auch oft der Einzige, der bei gemeinsamen Essen mit Bürokollegen – bei Firmenevents zum Beispiel – konsequent Suppe bestellt und auch Kantinen gewinnen bei mir enorm an Ansehen, wenn es dort gute(!) Suppe gibt.
Die Betriebskantine der AGES, betrieben von Theuer und Punzet ist eine solche – wer also mal einen auch ansonsten sehr empfehlenswerten Caterer braucht…
Basis für viele Gerichte
Wie die Hühnersuppe auch sind Suppen natürlich auch oft Teil meiner Rezepte hier am Blog. Eine gute Suppe, ein guter Fond machen aus einer guten Sauce eine exzellente Sauce. Oder ein Risotto, gekocht mir frischer, selbstgemachter Gemüsesuppe – der Unterschied zu gekörnter Brühe ist enorm, so gut die gekörnte Brühe auch sein mag.
Praktischerweise können Suppen zu diesem Zweck auch sehr gut vorbereitet und eingefroren werden. Entweder als Suppe wie sie ist oder als reduzierter Fond.
Suppenkasper
Es war, als hätte man plötzlich acht Mütter.
Otto Schenk, „Wer kocht ist selber schuld“
Gerne wäre ich bei einer der von Otto Schenk in „Wer kocht ist selber schuld“ beschriebenen Suppenparties der Kammersängerin Hanny Steffek dabeigewesen, wo acht verschiedene Suppen serviert wurden. Und sonst nichts – die Suppen als Hauptdarsteller.
Ich bin definitiv kein Suppenkasper – ich hatte das Buch als Kind und es war zum Fürchten! – und hoffe, dass die Suppe bald wieder zu dem Ansehen gelangt, den sie verdient. Sie macht satt, glücklich und gesund, sie ist vielseitig, günstig und relativ ökologisch.
Und sie schmeckt gut!
Suppenparade
- Pinsa Romana - 31. März 2024
- Tarte Tatin Surprise - 29. Oktober 2023
- Emmer-Vollkornbrot - 7. April 2023
SUSANNA WAKILEHail.com
Auch ich bin mit Suppen aufgewachsen (geb. 1955) Legendär war die Hühnersupper meiner Tante mit ihren selbstgemachten Nudeln. Auch meine Enkelkinder kennen höchstens die Packerlsuppe meiner Schwiegertochter, die Ärztin ist und wenig Zeit und Hingabe für „ordentliche “ Suppen hat. Wenn sie aus Deutschland auf Besuch nach Wien kommen, sorge ich dafür, dass es täglich eine gute Suppe gibt!! Meine Favoriten sind die gelbe Paprikasuppe und die roten Rübensuppe, welche ich für meinen Mann immer zum Valentinstag koche!